Im Rahmen des Deutschunterrichts im 9. Jahrgang haben die Schüler:innen eigene Kurzgeschichten verfasst, die sehr gut geworden sind, einige davon möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. Wir werden deshalb in einer Art Serie in diesem Artikel die Kurz(s)geschichten veröffentlichen.

Hier eine erste Geschichte von Henry:

Alte Zeiten, neue Zeiten 


An einem sonnigen Nachmittag schlenderte Max durch den belebten Bezirk Prenzlauer Berg. Da fiel ihm ein älterer Herr auf, der auf einer Parkbank saß und Zeichnungen in ein Skizzenbuch malte.

Neugierig setzte sich Max neben ihn und betrachtete die Skizze. Das Bild zeigte eine Straßenszene mit mehreren Wohnhäusern. Als Max die Gebäude genauer betrachtete, kamen sie ihm merkwürdig vertraut vor. „Wo ist das denn?", fragte Max den Mann. „Das ist die Eberswalder Straße, da bin ich geboren". „Echt? Wahnsinn! Da wohn ich doch. Aber da stimmt was nicht, das sieht doch anders aus."

Der ältere Herr sagte: „Ich zeichne die Straße so, wie sie in meiner Kindheit ausgesehen hat. Heute sind da nur noch zugezogene Reiche, ihre großen Autos und die Häuser haben alle keine Stil mehr. Luxussaniert, mit Aufzug und Balkonen".

Er erzählte Max, dass er ein echtes Problem hat, sich mit den vielen neu dazugezogenen Menschen in Berlin zurecht zu finden und deshalb jetzt die Orte seiner Kindheit zeichnet, so wie sie damals waren.

Max, der erst vor zwei Monaten nach Berlin gezogen war, lauschte verwirrt den Erzählungen des Mannes. Er versuchte sich in die Position des Älteren hineinzuversetzen, aber er verstand nicht, warum das neue Berlin so ungewohnt für ihn war. Max riet dem Mann, auch mal die Straße so zu malen, wie sie heute ist, um sich mit dem neuen Berlin anzufreunden. Darauf reagierte dieser allerdings ziemlich genervt und erzählte, dass ihm jeder das gleiche sagt, aber er mit der neuen Stadt nichts anfangen kann.

Während die beiden Männer diskutierten, wurde Max klar, dass hinter jeder Ecke der Stadt auch eine Geschichte steckt, die nicht vergessen werden darf, trotzdem war er der Meinung, dass Veränderung wichtig ist.

Da kam ihm eine Idee: „Warum besuchen Sie mich nicht mal in meiner Wohnung?". Doch der Mann zerknüllte seine Zeichnung und stand auf.

Henry 9a